Schon bald nach Daisy kam die kleine Jane zur Welt. Es geschah tagsüber in der Hostet, während Jürg und Susanne beide auswärts arbeiteten - so viel zum Thema «keine Geburt mehr verpassen».
Alle waren wohlauf und zufrieden - vor allem Raindance, denn jetzt hatte sie schon zwei jüngere Spielkameraden und somit konnte auch sie endlich jemanden herumschubsen. Sie selber war immer noch oft das Ziel von Choose. Choose mochte Kälber generell nicht. Immer standen sie im Weg, lenkten seine Kühe ab und überhaupt. Doch Raindance im Speziellen schien ihm ganz gehörig auf den Geist zu gehen. Wann immer er die Gelegenheit hatte, stiess er sie mit den Hörnern weg.
Eines Tages, als Raindance gemütlich an der Fressachse stand und Heu futterte, schmiss Choose sie kurzerhand zwischen unter dem Nackenrohr hindurch ins Futtertenn hinaus. Das war ihr Glückstag. Von nun an hatte sie ein zweites Zuhause. Einen geschützten Ort, der nur ihr gehörte und an dem es reichlich Futter gab. Hier konnte sie in Ruhe das beste Heu und so viel Luzerne fressen wie sie wollte. Gleichzeitig hatte sie immer Sichtkontakt zur Herde und fühlte sich alles andere als allein. Und ausgerechnet Choose hatte ihr zu diesem unbeschreiblichen Glück verholfen. Ab sofort verbrachte sie viele Stunden im Tenn - Tag und Nacht.
Natürlich kamen ab und zu die Menschen vorbei und dann musste Raindance immer in den Stall zurück. Sie schlüpfte dann ganz einfach wieder unter dem Nackenrohr durch, nur um 20 Sekunden nachdem die Menschen das Tenn verlassen hatten wieder auszubüxen.
«Was denn? Das war schon so, als ich rauskam. Ich schwör's!»
Manchmal besuchte Raindance vom Tenn aus auch die vier jungen Rinder, die eine Box für sich hatten. Die Menschen hatten sie von Stieren separiert, damit sie nicht allzu früh trächtig wurden. Eines dieser Rinder hiess Sunny Sunday und war Raindances ältere Schwester. Wann immer Raindance die vier Rinder besuchte, jagte Sunny sie im Stall herum. Doch das kümmerte Raindance wenig. Sie kannte ihren Fluchtweg.
Ein anderes Kalb wäre in dieser Situation vermutlich in Panik geraten. Doch Raindance war intelligenter als der Durchschnitt. Andere Kälber hätten versucht, durch die Absperrung auf direktem Weg zur Mutter zu gelangen. Auch ältere Rinder konnten nicht gut um die Ecke denken und überlegten nicht strategisch. Weil die Menschen das wussten, achteten sie beispielsweise bei einem Weidewechsel darauf, dass die Herde schön zusammenblieb und alle Tiere freie Sicht auf den Durchgang hatten. Blieb ein Tier zurück und hatte es plötzlich einen Zaun zwischen sich und der davontrabenden Herde, konnte es passieren, dass es in Panik geriet. Es sah nur das Hindernis, aber nicht den Durchgang daneben, selbst wenn es zuvor die Herde durch genau dieses Loch hatte verschwinden sehen. Zuerst ein paar Meter in die falsche Richtung zu gehen, um den Durchgang zu finden, widerlief dem Instinkt eines Texas Longhorn. Doch genau diesen Dreh hatte Raindance sehr schnell raus.
Raindance sagt hallo zu Sweety und Crystal, zwei der vier jungen Rinder in der Box nebenan.
Jetzt ist sie in der Box der vier jungen Rinder und freut sich des Lebens. Am Ende des Videos nimmt Sunny gerade Anlauf, um Raindance davonzujagen.
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